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AutorenbildSimone Tschopp

Das gestresste Gehirn will keine Pausen

Unser Körper ist ein erstaunliches Produkt der Evolution. Über Jahrmillionen hat er Mechanismen entwickelt, die uns das Überleben sichern. Einer dieser Mechanismen ist die Stressreaktion. In der Steinzeit, als Säbelzahntiger noch eine reale Bedrohung darstellten, war diese Reaktion überlebenswichtig. Sie aktivierte sämtliche Funktionen von Körper und Psyche, die nötig waren, um unser Leben zu retten. Die Verdauung wurde lahmgelegt, die Muskelanspannung erhöht, die Angstzentren im Gehirn aktiviert, der logische Frontallappen heruntergefahren und Herzschlag sowie Blutdruck erhöht. Stresshormone sorgten dafür, dass wir kämpfen, fliehen oder uns totstellen konnten.


Steinzeitstress im modernen Alltag

Heutzutage gibt es keine Säbelzahntiger mehr. Doch der Stress blieb – als Überlebensfunktion, die uns in unserem modernen Alltag allerdings häufig im Weg steht. Wir erleben Stress nicht mehr nur in Ausnahmezuständen, sondern oftmals von früh bis spät. Selbst in der Nacht sitzt der imaginäre Tiger neben unserem Bett und erinnert uns an all die Aufgaben, die wir am nächsten Tag erledigen müssen. Unsere Instinkte und unser Körper reagieren darauf mit denselben Mechanismen wie vor Jahrtausenden: Stresshormone fluten unseren Organismus, wir erleben Verspannungen, Verdauungsbeschwerden, Gereiztheit, Angst und vieles mehr.


Die Herausforderung: Instinkte überwinden

Wir hören von allen Seiten, dass wir uns entspannen sollten. Pausen machen, meditieren, loslassen, zur Ruhe kommen – das sind die Empfehlungen der Vernunft. Doch die „Chefs“ in unserem Gehirn, die um unser Überleben bemüht sind, verstehen den Unterschied zwischen einer E-Mail-Flut und einem bedrohlichen Tiger nicht. Sie reagieren mit denselben Überlebensmechanismen und raten uns niemals zu einer Pause. Denn das wäre so, als ob sie uns sagen würden: „Leg dich gemütlich ins Gras vor den Tiger. Er wird dich schon nicht fressen. Nur positiv denken.“


Der Weg zurück zur Ruhe

Um Körper und Geist wieder in den Normalzustand zu bringen, müssen wir lernen, unsere Instinkte zu überwinden. Auch wenn es sich falsch anfühlt, müssen wir bewusst zur Ruhe kommen. Sprich es braucht Mut, sich vor dem imaginären Tiger hinzulegen und eine Runde zu chillen. Das kann in Form einer kurzen Entspannungsübung sein.


4-4-4-4-Technik

Besonders geeignet ist eine einfache und effektive Atemübung, zum Beispiel die 4-4-4-4-Technik. So funktioniert's:


  1. Position einnehmen: Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Stellen Sie sicher, dass Ihre Wirbelsäule gerade ist und Ihre Schultern entspannt sind.

  2. Schritt 1 - Einatmen: Atmen Sie ein, während Sie bis 4 zählen.

  3. Schritt 2 - Anhalten: Halten Sie den Atem an und zählen Sie dabei bis 4.

  4. Schritt 3 - Ausatmen: Atmen Sie aus, während Sie bis 4 zählen.

  5. Schritt 4 - Anhalten: Halten Sie den Atem an und zählen Sie dabei bis 4.

  6. Wieder von vorne beginnen: Machen Sie so viele Durchgänge bis Sie eine beruhigende Veränderung bemerken.


Einfach gesagt

Unsere Stressreaktionen sind tief in uns verwurzelt und stammen aus einer Zeit, in der sie überlebenswichtig waren. Heute müssen wir jedoch lernen, diese Instinkte zu überwinden, um gesund und ausgeglichen zu bleiben. Indem wir bewusst zur Ruhe kommen und Strategien zur Stressbewältigung anwenden, können wir unseren Körper und Geist wieder vom Stress-/Überlebensmodus in den Normalzustand bringen. So schaffen wir es, uns sicher und geborgen zu fühlen – bereit für ein Schläfchen im Gras, selbst mit einer vollen Inobx (alias Säbelzahntiger).

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